Michel Comte: Iggy, ich habe mal ein Mädchen in Paris getroffen. Sie war 92, aber immer noch ein Mädchen: Es war Louise Bourgeois.
Iggy Pop: Von ihr habe ich schon gehört.
Michel Comte: Eine berühmte zeitgenössische Künstlerin. Ich habe mit ihr im Palais de Tokyo eine Ausstellung gemacht. Sie sagte zu mir: „Ich habe gehört, Sie sind ganz in Ordnung. Werden Sie mich fotografieren?“ Sie ließ ihren Umhang herunter und stand da, wie eine wundervolle Statue. Sie drehte mir ihr Profil zu und lächelte. Jahre später baten mich die Vereinten Nationen, ihnen ein Foto meines Lieblingsmädchens zu schicken – ich sendete ihnen dieses Bild.
Iggy Pop: Wow! Welch eine Geschichte.
Michel Comte: Ich erzähle dir das, weil du mich an sie erinnerst. „Reifes“ Alter und Jugend vereint in einer Person. Ich habe dich vor zwanzig Jahren kennengelernt, es fühlt sich jedoch an, als ob nur zwei Tage seitdem vergangen wären. Wie kann das sein?
Iggy Pop: Du weißt doch, das Schwierigste im Leben ist, Liebe zu finden. Wenn du sie gefunden hast, alterst du nicht. Wenn ich am Montag niemanden gefunden habe, den ich lieben kann, dann verliebe ich mich in die Wolken oder so. Ich sorge jedenfalls dafür, dass ich etwas lieben kann. Denn wenn ich nicht verliebt bin, leide ich.
Michel Comte: Wie leidest du?
Iggy Pop: Nun, wie jeder andere hatte auch ich immer Probleme. Probleme, die andere mir auferlegt haben: Ich war nicht schön, nicht reich, nicht gut oder was auch immer nicht genug. Ich musste diese Probleme erst lösen, um Ruhe zu finden. Mein Album „Soldier“ von 1979 klang wie ein besonders unausstehliches Kind – es spiegelte meinen Gemütszustand wider, das machte mich verwundbar. Die Plattenfirma sagte: „Das wird sich nicht verkaufen.“ Ich musste gegen diese herrschenden Hierarchien ankämpfen.