Als ich 2012 nach Kambodscha zog, um für zwei Jahre bei der Phnom Penh Post zu arbeiten, hatte ich eben diese Dschungelbilder in meinem Kopf. Ich hatte über das Kardamomgebirge gelesen und auch, dass es die größte zusammenhängende Regenwaldfläche Südostasiens beheimatet.
Darüber hinaus hatte ich erfahren, dass das Gebirge sozusagen ein Hotspot in Sachen Biodiversität ist – mit 70 Tierarten, die auf der Roten Liste der Internationalen Union zur Erhaltung der Natur (IUCN) stehen.
Ich stellte mir die wildesten Indiana-Jones-Abenteuer vor, die meine Arbeit mit sich bringen würde: Forschungsreisen mit renommierten Archäologen, Wanderungen zu Stammesdörfern – und vielleicht würde ich sogar einen indochinesischen Tiger sehen.
Das war natürlich ziemlich naiv. Nachdem ich einen Monat in der Nachrichtenredaktion der Post gearbeitet hatte, hatte ich wahre Einblicke in die Probleme des kambodschanischen Waldes bekommen: illegale Abholzung und Wilderei waren ernstzunehmende Probleme – doch das tatsächliche Ausmaß der Waldzerstörung hätte ich mir nicht vorstellen können.
Von den Laubwäldern von Mondulkiri im Osten bis zum Prey Lang im Norden verschwanden Baumkronen um Baumkronen – und mit ihnen die Tiere: 2016 wurde der indochinesische Tiger in Kambodscha für „funktionell ausgestorben“ erklärt. Satellitenbilder zeigen, dass Kambodscha seit 2001 mehr als 1,75 Millionen Hektar Waldfläche eingebüßt hat; die Entwaldungsrate ist höher als die jedes anderen Landes der Welt.